Die Hirschkäfer-Suche
Hirschkäfer kommen in sehr unterschiedlichen Lebensräumen vor. Nicht selten in Menschennähe. Trotzdem kennen ihn viele von uns nicht und nur wenige haben diese durchaus imposante Käferart je selbst einmal gesehen. Dies war früher anders, historische Namen wie Feuerschröter, Donnergugi, Pferdeklemmer oder fliegender Hirsch weisen sogar auf seine mythische Bedeutung für den Menschen in der Geschichte hin.
Wir möchten Ihnen mit diesen Seiten einen urigen Käfer wieder näher bringen, für ihn werben und mit Ihrer Hilfe gleichzeitig wichtige Daten über Lebensraumnutzung und Lebensweise dieser nützlichen Art sammeln.
Weiterhin wenden wir uns immer mehr dem konkreten Schutz dieser Art zu. Aber auch neuen Herausforderungen werden wir uns stellen. Das Thema Insektensterben ist mitten in der Gesellschaft angelangt. Momentan -so scheint es jedenfalls- ist der Hirschkäfer noch nicht so stark betroffen. Dennoch greifen wir dieses wichtige Thema auf und werden uns engagieren, aktuell mit der Anlage von Blumenwiesen sowie Infos auf dieser Homepage
Unsere bisherigen Untersuchungen in Deutschland sprechen bisher für eine größere Verbreitung als ursprünglich angenommen. Stetiger Landschaftswandel und nach eigenen Untersuchungen auch der Klimawandel werden den größten mitteleuropäischen Käfer vor neue Herausforderungen stellen. Aktuelle Themen wie Nachverdichtung in Dörfern und Städten oder Windkraft im Wald betreffen häufig seine Nesthabitate. Der Landschaftsverbauch geht weiter, ja noch schlimmer, er wird sogar noch vereinfacht.
Die britische Wissenschaftlerin Dr. Deborah Harvey hat vor 22 Jahren zeitgleich mit mir ihre Forschungen zum Hirschkäfer in Großbritannien begonnen. Mit ihr und mittlerweile einer ganzen Reihe von europäischen Wissenschaftlern pflegten wir eine über viele Jahre konstruktive Zusammenarbeit. Über den länderübergreifenden Austausch von Erhebungsdaten zum Vorkommen des Hirschkäfers und einer parallel stattfindenden Bewertungsanalyse möglicher Klima- und Landschafts-beeinflussungen lassen sich möglicherweise konkretisierende Aussagen zu einer zukünftigen Hirschkäferpopulation und einer damit einhergehenden Lebensraumprognose vornehmen. Hierzu wurde mit unserer Mitwirkung auch ein Transect-Verfahren für ein effektives Monitoring entwickelt. Entscheidende Vorarbeit dazu wurde beim 3. European Stag-Beetle-Meeting im Jahr 2013 in Alf an der Mosel geleistet. Bereits 2011 haben wir den gemeinnützigen Verein Hirschkäferfreunde-Nature two. e.V. gegründet, der zurzeit 100 Mitglieder hat. Der Verein unterstützt die Suche und seine Mitglieder wirken nicht nur als Förderer, sondern sind Multiplikatoren und leiten auch Projekte vor Ort. 2019 wurden wir durch Bürgervotum zu einem UN-Dekade-Projekt gewählt und ein Jahr später von einer Fachjury sogar zum Projekt des Jahres 2020 gekürt.
Der Hirschkäfer war in Deutschland, der Schweiz und in Österreich Insekt des Jahres 2012, aus diesem Anlass hatten wir bereits unser Informationsangebot deutlich erweitert und setzen dies auch kontinuierlich fort. Auch 2022 werden wir wieder für Verbesserungen sorgen und neben der „Suche“ den Bereich „Hirschkäferschutz in der Praxis“ in unseren Fokus nehmen. Lokal, aber auch überregional stoßen wir Projekte wie im BioKlimaWald in Alf oder dem Hirschkäfermonitoring im Dürrfelder Wald in Langenlonsheim an der Nahe an.
Bereits im 7. Jahr erheben wir für die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) Daten, vor einigen Jahren kam die Erhebung für das Bundesland Voralberg in Österreich hinzu (inatura). Wir und andere nutzen Synergieeffekte.
Ergebnis 1:
Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) lebt baumbezogen, er kennt keine Begriffe wie Wald, Offenland, Stadt oder Dorf, sondern orientiert sich an den Bedingungen in und um den Baum(stumpf).
Ergebnis 2:
Der Hirschkäfer ist in Deutschland erfolgreicher Kulturfolger, ob er es bleiben wird, ist fraglich.
Ergebnis 3:
Die Zahl der jährlichen Meldungen steigt seit dem Start 2011 an. Es kommen immer noch neue Wohnorte hinzu. Rekord: 2020: über 4000 Meldungen.
Ergebnis 4:
Der Hirschkäfer ist gefährdet, da seine Kulturfolgereigenschaft im Naturschutz beharrlich keine Beachtung findet. Wirklicher Naturschutz fällt bei den derzeitigen Klimaschutzbemühungen hinten runter. Das wird auch Lucanus cervus zu spüren bekommen.